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Chrysologus Heimes:
(1765–1835)
Ouverture
aus: „Manuale pro Organo Oberhundemensi“ (1812) nach W. A. Mozarts Ouvertüre zur Oper „La Clemenza di Tito“ KV 621
Wolfgang Amadeus Mozart:
(1756–1791)
Agnus Dei
aus der Krönungsmesse KV 317 (1779)
Einrichtung: Walter Braunfels (1882–1954)
Franz Tunder:
(1614–1667)
Canzon in G
für Orgel
Ach Herr, lass deine lieben Engelein
Geistliches Konzert für Sopran und Orgel
Chrysologus Heimes:
(1765–1835)
Thema con variationi del Signore Valentini
(1819)
Richard Nicholson:
(1563–1639)
The Cuckoo
für Sopran und Orgel
Michael Reckling:
(geb. 1944)
El Baile del Cuco
(Kuckuckstanz für Orgel)
Antonio Vivaldi:
(1678–1741)
Domine Deus
aus dem Gloria in D RV 589 (1713/17)
L’Estate – Der Sommer
Orgelbearbeitung aus: Le quattro stagioni (Die vier Jahreszeiten)
1. Allegro con molto / 2. Adagio / 3. Presto
Schliprüthen. Im Rahmen des Orgelsommers Südsauerland musizierten Gabriel und Steffi Isenberg in der kleinen mittelalterlichen St. Georgs Kirche in Schliprüthen und präsentierten dabei ein Programm, das seltene Kompositionen enthielt und sich als überaus kurios, ausgefallen und humorvoll darstellte.
Außergewöhnliche Klänge gleich zu Beginn: Die Ouvertüre zur Oper „La clemenza di Tito“ KV 621 von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Bearbeitung des in Oberhundem geborenen Paters, Komponisten und Orgelsachverständigen Chrysologus Heimes (1765-1835) aus seinem „Manuale pro Organo Oberhundemensi“.
Die Frage „Ist mehr Mozart oder mehr Heimes in der Musik?“ stellte Organist Gabriel Isenberg gleich zu Beginn in seiner Einführung zum Konzert an das zahlreich erschienene Auditorium, und schätzte: „circa 40% Mozart, 60% Heimes!“
Ein Merkmal der Musik Heimes ist die hohe Virtuosität und die barocke Klangfarbe in seinen Werken, wie es sich auch in dem nachfolgendem „Thema con variationi del Signore Valentini“ – Variationen über ein Thema von Valentini – aus dem Jahre 1819, ebenfalls von Heimes, zeigte. Heimes‘ Werke sind bis heute unveröffentlicht und befinden sich im Kirchhundemer Gemeindearchiv. Eine echte – noch größtenteils unentdeckte – Rarität also, die hier im Konzert voll und ganz zum Tragen kam.
Aus Mozarts „Krönungsmesse“ erklang das bekannte „Agnus Dei“. Steffi Isenbergs anmutig-schwebende Sopranstimme durchdrang die kleine Kirche mit süßlicher Farbe; ebenso beim folgenden kurzen Stück „The Cuckoo“ (Kuckucksruf) von Richard Nicholson; eine wunderbare Miniatur über den „fröhlichen Kuckuck“ aus dem England des 17. Jahrhunderts.
Auch (früh)barocke Musik aus Deutschland erklang im Konzert: für Sopran und Orgel „Ach, Herr, lass deine lieben Engelein“ von dem norddeutschen Komponist Franz Tunder (1614-1667) und die Canzon in G, die italienischen Einfluss erkennen lässt.
Bei einem interessanten Werk aus dem 20. Jahrhundert flog der Kuckuck zurück in den Kirchenraum: Michael Recklings (geb. 1944) ausgefallener „Kuckuckstanz für Orgel“ war launisch anzuhören und versprach Abwechslung und humoristische Passagen bevor es mit Antonio Vivaldis „Domine Deus“ (aus dem Gloria), gesungen von Steffi Isenberg, noch einmal innig wurde und sich die Zuhörer von der schönen Schlichtheit des Satzes überzeugen konnten.
Ambitioniert griff Gabriel Isenberg beim Schlussstück in die Tasten. Vivaldis „Sommer“ aus den Vier Jahreszeiten auf der kleinen einmanualigen Orgel, teilweise vom Organisten selbst eingerichtet und arrangiert für dieses Konzert, versprühte sommerlichen Charme und versprach exuberante Ausgelassenheit, bei meist großer Virtuosität. (Philipp Weber)
SWA, 18.08.2017