Der Ur-Großvater mütterlicher Linie meiner Frau  [Kekule-Nr. 28 in der Ahnenliste]

Wilhelm Jürgens (1874–1944)

Stellmachermeister in Niederhelden

Geboren am 6. Dezember 1874 in Mecklinghausen – gestorben am 26. Mai 1944 in Niederhelden.


Wilhelm Jürgens (1874–1944)
Wilhelm Jürgens (1874–1944)

Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, konnte sich aber durch wirtschaftliches Geschick und gute Kontakte eine ansehnliche Existenz in dem sauerländischen Ort Niederhelden im Repetal bei Attendorn aufbauen. Der 1928 von ihm erbaute Hof ist bis heute Mittelpunkt der Familie Jürgens in Niederhelden. Die Rede ist von Wilhelm Jürgens, dem Urgroßvater meiner Frau – ein bescheidener, aber tüchtiger Mann.

Gebürtig stammte Wilhelm Jürgens aus Mecklinghausen, einem der zum Kirchspiel Helden gehörigen Dörfer im Repetal bei Attendorn. Seine Vorfahren kamen ursprünglich aus Burbecke bei Elspe und hatten Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Stammhof Wilmes in Mecklinghausen eingeheiratet – wie der Hofname Wilmes andeutet, hatte der Name Wilhelm in der Familiengeschichte bereits eine lange Tradition: Viele seiner Mecklinghauser Vorfahren trugen den Vornamen Wilhelm, wobei die Burbecker Jürgens-Linie die Tradition des Vornamens Johannes mitbrachte.

Schon seit vielen Generationen war die wirtschaftliche Lage des Mecklinghauser Hofs äußerst schlecht, und die Schulden häuften sich von Generation zu Generation an. Als Wilhelms Urgroßvater 1812 ein neues Wohnhaus gebaut hatte, wuchsen die Schulden ins Unermessliche, so dass der Hof 1842 zwangsversteigert werden musste. Durch eine glückliche Fügung konnte die Familie 1847 den Hof zurückkaufen, doch nach wie vor war die wirtschaftliche Lage nicht rosig, zumal durch Erbteilung die einzelnen Anteile, die die vielen Geschwister an dem Hof hatten, immer kleiner wurden.

Wilhelm Jürgens war eines von elf Kindern des Joseph Jürgens gen. Wilmes und dessen Ehefrau, der Müllerstochter Elisabeth (›Lisette‹) Garthe. Fünf seiner Geschwister starben noch im Kleinkindalter bzw. bei der Geburt, so dass er als jüngster Sohn der Familie mit vier älteren Brüdern und einer älteren Schwester aufwuchs. Nur sein ältester Bruder Richard heiratete; er zog nach Rüblinghausen bei Olpe, wo er eine kinderreiche Familie gründete. Von den anderen Geschwistern, die unverheiratet blieben, übernahmen später Johannes und Louise Jürgens den elterlichen Hof in Mecklinghausen.

Der 1928 von Wilhelm Jürgens zusammen mit seinen Söhnen Johannes und Willy erbaute Hof Jürgens in Niederhelden
Der 1928 von Wilhelm Jürgens zusammen mit seinen Söhnen Johannes und Willy erbaute Hof Jürgens in Niederhelden

Wilhelm Jürgens wurde am 6. Dezember 1874 in Mecklinghausen geboren und einen Tag später in der St.-Hippolytus-Kirche in Helden getauft – seine Taufpaten waren Wilhelm Schnepper und Maria Bigger gen. Schulte. Nach der Volksschulausbildung lernte er den Beruf des Stellmachers und arbeitete zunächst auf dem elterlichen Hof. Diesen verließ er 1904, als er das Haus der Adoptiveltern seiner Ehefrau übernehmen konnte. Seine achteinhalb Jahre jüngere Frau Therese Rüth stammte aus Kallenhardt bei Rüthen im Kreis Soest und war nach dem frühen Tod ihrer Eltern 1900 nach Niederhelden gekommen, wo sie von den Eheleuten Johann und Anna Struck adoptiert worden war (seitdem trug sie den Namen Struck). Wilhelm Jürgens und Therese Struck heirateten am 27. Oktober 1904 in der Pfarrkirche St. Hippolytus in Helden.

Das Häuschen, das das junge Ehepaar in Niederhelden nun bewohnte, war so klein, dass es (wie auch schon den Adoptiveltern Struck) den Beinamen ›Huiskes‹ eintrug. Hier wurden die fünf Kinder Anna Theresia (1905), Johannes (1907), Willy (1909), Josefina (1913, im Alter von zwei Jahren verstorben), Alphons (1916) und Antonia (1918) geboren. Ungefähr zum Zeitpunkt seiner Hochzeit hatte Wilhelm Jürgens auch seine Meisterprüfung als Stellmacher abgelegt, so dass er im Jahr 1905 seine eigene Stellmacherei in Niederhelden einrichten konnte.

Dielenbalken aus dem 1928/29 neu erbauten Hof Jürgens in Niederhelden, laut Inschrift gelegt am 10. Januar 1929 von Johannes Jürgens und Peter Allebrodt; im Besitz der Familie Johannes Jürgens.
Dielenbalken aus dem 1928/29 neu erbauten Hof Jürgens in Niederhelden, laut Inschrift gelegt am 10. Januar 1929 von Johannes Jürgens und Peter Allebrodt; im Besitz der Familie Johannes Jürgens.

Ein großes Unglück ereignete sich am frühen Freitagmorgen des 13. Januar 1928, als Haus, Werkstatt und Stallungen der Familie Jürgens durch ein Feuer bis auf die Grundmauern zerstört wurden. Damit schien die persönliche und wirtschaftliche Grundlage der Familie zerstört zu sein – doch Wilhelm Jürgens ließ sich nicht entmutigen und nahm unmittelbar den Wiederaufbau in Angriff; dabei konnte er auf seine guten Kontakte und den Zusammenhalt im Ort zählen, aber auch auf sein gutes Verhandlungsgeschick und tatkräftiges Anpacken.

Zusammen mit seinen Söhnen Johannes und Willy errichtete Wilhelm Jürgens den bis heute bestehenden Hof in Niederhelden – ein ansehnlicher Gebäudekomplex mit großem mehrstöckigen Wohnhaus, Stallungen und Werkstatt. Wilhelm übernahm aufgrund seiner guten Kontakte vorwiegend die planerischen Aufgaben während die Söhne sich konkret um den Bau kümmerten. Ursprünglich hatte man vorgehabt, am Ortsausgang in Richtung Helden zu bauen, wo bereits das Baumaterial gelagert wurde. Auf Betreiben seiner Frau Therese hin erfolgte der Bau aber schließlich rund 400 Meter weiter im Ort; die Grundstücke dazu hatte Wilhelm Jürgens von dem Niederheldener Stammhof Gerken-Sauerländer erworben. In der Zeit zwischen dem Brand des alten Hauses und dem Bezug des neuen Hofs kam die Familie bei dem Bauunternehmer Klens unter, der auch für die Bauausführung zuständig war, die wiederum in seinem Auftrag durch eine Wittgensteiner Baufirma erfolgte.

Neben der Stellmacherei betrieb Wilhelm Jürgens auch Landwirtschaft. Ein guter Auftraggeber für seine Werkstatt war die Landwirtschaftsschule in Altenhundem. Tief traf ihn der frühe Tod seines Sohns Willy, der am 31. Dezember 1942 in Russland im Alter von 33 Jahren als Soldat fiel. Nur 17 Monate später, am 26. Mai 1944, starb auch Wilhelm Jürgens selbst an den Folgen seiner starken Zuckerkrankheit (bei einem diabetischen Schock war er die Treppe runtergefallen) – er wurde 69½ Jahre alt.

Therese Jürgens (geb. Rüth, gen. Struck) behielt ihren Wohnsitz in Niederhelden, lebte aber zwischenzeitlich auch bei ihren Töchtern Änne in Altena und Therese in Euskirchen. Sie überlebte ihren Mann um rund 18 Jahre und verstarb am 7. April 1962.

 

Hochzeit von Änne Jürgens und Johann Braun im Jahr 1934 (in der Bildmitte als Hochzeitspaar erkennbar).
Vorne rechts vor dem Hochzeitspaar die Eltern der Braut, Therese und Wilhelm Jürgens;

2. Reihe ganz links an den Pfeiler gelehnt Willy Jürgens (vermutlich mit Partnerin);

2. Reihe zwischen den Brautleuten die Schwester der Braut Therese;

letzte Reihe 2. von rechts Alphons Jürgens und 3. von rechts Johannes Jürgens.

• Die älteste Tochter Anna Theresia (›Änne‹) Jürgens (01.09.1905 – 20.10.1987) heiratete 1934 in Iseringhausen den Bäckermeister Johannes Braun aus Ottfingen. Die Eheleute wohnten in Altena und bekamen drei Kinder: Winfried (*1935), Alice (*1937, verh. Fleischer) und Resi (1947–1975, verh. Chuchollek).

Johannes Jürgens (06.09.1907 – 16.06.1970), der Großvater meiner Frau, heiratete 1945 die aus Fretter stammende Paula Remberg, mit der er die drei Kinder Maria Theresia (1949 am Tag nach der Geburt verstorben), Johannes (1950–2024) und Beate (*1953) bekam. Er führte den elterlichen Hof in Niederhelden weiter, den später sein Sohn Johannes übernahm, der dort wiederum 1980 die bis heute bestehende ›Holzmanufaktur und Planungsbüro Johannes Jürgens‹ gründete.

Wilhelm (›Willy‹) Jürgens (17.10.1909 – 31.12.1942) war Rentmeister des Grafen von Plettenberg-Heeren, in dessen Besitz das Herrenhaus Heeren in Heeren-Werve bei Kamen ist. Durch dieses herausgehobene Position war Willy einer der ersten in Niederhelden, der ein Auto als Dienstwagen hatte. Willy Jürgens verstarb am 31. Dezember 1942 als Feldwebel und Offiziers-Anwärter am Ladogasee bei Kelkolowo bei St. Petersburg.

Bernardina Josefina Jürgens (06.09.1913 – 12.01.1916) verstarb im Alter von zwei Jahren an Diphterie.

Alphons Jürgens (09.09.1916 – 31.05.2001) lernte zunächst wie sein Vater das Stellmacherhandwerk und arbeitete später als Versicherungsvertreter. 1944 heiratete er in Minden die aus Buer-Erle stammende Ilse Johanna Bergermann. Nach dem Tod seiner Tante Louise Jürgens erbte Adolph 1954 den Stammhof Wilmes in Mecklinghausen. Er ließ das Haus abbrechen und an gleicher Stelle ein neues bauen, er lebte in Olpe. Aus der Ehe von Alphons und Johanna Jürgens gingen die drei Kinder Birgit (*1945), Klaus (*1949) und Marianne (*1955) hervor.

Therese Jürgens (06.10.1918 – 20.01.2002) heiratete 1946 den Postinspektor Leo Braun aus Euskirchen. Sie bekamen drei Kinder: Willi (*1947), Christa-Maria (*1949, verh. Schmadel) und Alois (*1954).


Ahnenlinie:

Joseph Jürgens gen. Wilmes (18.02.1827 – 25.02.1897) ⚭ Elisabeth Garthe (08.03.1837 – 04.12.1901)

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Wilhelm Jürgens (06.12.1874 – 26.05.1944) ⚭ Theresia Rüth, adopt. Struck (19.08.1883 – 07.04.1962)

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Johannes Jürgens (06.09.1907 – 16.06.1970) ⚭ Paula Remberg (12.02.1913 – 10.09.1987)

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Beate Jürgens ( Wintersohle)

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Stefanie Wintersohle (⚭ Isenberg)


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