Verspoell-Variationen in St. Lamberti Münster

Am vergangenen Samstag durfte ich auf Einladung von Thomaz Adam Nowak an der wunderbaren Schuke-Orgel in der St.-Lamberti-Kirche Münster das Angelus-Konzert zum Beginn der Fastenzeit spielen. Das nahm ich zum Anlass, eine eigene Variationen-Reihe über ein Fastenlied des Münsteraner Kirchenlieddichters Christoph Bernhard Verspoell zu schreiben und dort zur Aufführung zu bringen.

Schon seit etlichen Jahren beschäftige ich mich mit Christoph Bernhard Verspoell (1743–1818), der von 1776 bis zu seinem Tod Vikar an St. Lamberti in Münster war. Er gab 1810 sein Gesangbuch „Gesänge beim römisch-katholischen Gottesdienste“ heraus, aus dem bis heute im deutschen Sprachraum einige Lieder regelmäßig gesungen werden (u. a. das bekannte Weihnachtslied „Menschen, die ihr wart verloren“).

Für das Konzert in St. Lamberti wählte ich aus seinem Gesangbuch – passend zum Beginn der Fastenzeit – das Fastenlied „Wie lang, o Herr, wie lang“ aus, das zu Beginn im originalen Orgelsatz Verspoells vorgestellt wird. Bei den dann folgenden acht Variationen habe ich mich stilistisch an Christian Heinrich Rinck (1770–1846) orientiert, der selbst diverse Variationenzyklen für Orgel schrieb und ein Zeitgenosse Verspoells war.

Es war mir eine große Freude, an dem ehemaligen Ort seines Wirkens Verspoells Musik in verschiedenen Variationen erklingen lassen zu können. Ein Tonmitschnitt des Werkes ist im untenstehenden Video zu hören.

Auch die weiteren Werke des Programms waren nicht zufällig gewählt:

- Sigfrid Karg Elerts „Pax vobiscum“ op. 86 Nr. 5 hatte ich bereits in der Nachtmusik in Damme im Januar gespielt. Angesichts der aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg bekam die auf diese Weise musikalisch ausgedrückte Bitte um Frieden noch einmal besonderen Nachdruck.

- Der Geburtstag des polnisch-englisch-amerikanischen Komponisten Felix Borowski jährt sich heute (am 10. März !) zum 150. Mal. Über sein Leben und sein Orgelwerk habe ich vor ein paar Wochen ich einen längeren Aufsatz vorbereitet, der noch in diesem Jahr erscheinen wird. Insofern war es fast selbstverständlich, dass ich auch eines seiner Werke auf das Konzertprogramm setze: die wunderschöne Méditation-Élégie aus seiner Première Suite pour Grand-Orgue, die mit dem Klangfarbenreichtum der Münsteraner Schuke-Orgel ganz besonders zur Geltung kam, vor allem gegen Ende mit Voix humaine und Röhrenglocken im Pedal!

- Den Abschluss es halbstündigen Programms bildete Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge a-Moll BWV 543. Dieses Werke habe ich schon 1996 in St. Lamberti gespielt, als ich die Orgel das erste Mal besuchen und spielen durfte.

 

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