Lohnende Orgeln in Lohne

Lobback-Orgel (1985) in St. Gertrud Lohne
Lobback-Orgel (1985) in St. Gertrud Lohne

Heute führte mich der Weg in meiner Funktion als Orgelsachverständiger nach Lohne bei Vechta. Dort gibt es katholischerseits eine ganze Reihe bemerkenswerter Orgeln, vorwiegend aus der Hamburger Werkstatt Lobback.

Zunächst besuchte ich zusammen mit meinem Kollegen Thorsten Konigorski und den drei Kirchenmusikern vor Ort (Barbara Thalhammer, Elisabeth Schlarmann, Torsten Greve) die große Orgel in der Pfarrkirche St. Gertrud. Das große dreimanualige, 50 Register umfassende Instrument ist eine der größten Orgeln von G. Christian Lobback und wurde 1985 eingeweiht. Teile des Hauptgehäuses stammen noch von der Fleiter-Orgel von 1878 und sind in vorbildlicher Weise in die Neugestaltung der gesamten Orgelanlage integriert. Im Innern ist die Orgel sehr akkurat gearbeitet, alles ist gut erreichbar und das Pfeifenwerk hat genug Platz frei zu klingen.

Zum klanglichen Konzept schreibt der Orgelbauer in der Weihefestschrift von 1985: „Der musikalische Wert des Instruments besteht darin, daß es in geeigneter Weise die Wiedergabe unterschiedlicher Stilrichtungen erlaubt. Hier sind nicht nur die Klangfarben und dynamischen Differenzierungsmöglichkeiten gegeben, die Spielhilfen ermöglichen eine stilgerechte Ausnutzung dieser Ressourcen. Neben den Werken von Max Reger müssen hier seine Zeitgenossen Sigfrid Karg-Elert, Carl Piutti, J. Reubke, Rheinberger und andere genannt werden, deren Musik zunehmend von den Organisten wiederentdeckt wird. Gut darzustellen sind hier auch Werke der französischen Orgelromantik, die sich in letzter Zeit besonders großer Beliebtheit bei Organisten und Hörern erfreut (Franck, Guilmant, Vierne u. a.)“

Und in der Tat zeigt sich die große St.-Gertrud-Orgel als sehr vielseitiges und klanglich überzeugendes Instrument, das aber dennoch die sehr charakteristische Sprache ihres Erbauers G. Christian Lobback spricht.

Bei unserem Besuch ging es konkret um die Frage der Erweiterung der Setzermöglichkeiten sowie die Verbesserung des schwergängigen Schwellertritts.

 

In der nur wenige hundert Meter entfernten St.-Josef-Kirche steht sozusagen die kleinere Schwester der großen Lobback-Orgel – 10 Jahre später erbaut. Auch sie ist ein sehr überzeugendes Instrument, auch wenn sie mir in ihrer leichten Zurückhaltung nicht ganz so gut gefällt wie die Orgel in St. Gertrud.

 

Truhenorgel von Bernard Hartz (1991) in der St.-Anna-Klus Südlohne
Truhenorgel von Bernard Hartz (1991) in der St.-Anna-Klus Südlohne

Anschließend waren wir in der kleinen Wallfahrtskapelle St.-Anna-Klus in Südlohne. Für diese Kapelle stiftete Bernard Hartz aus Lohne 1991 eine kleine Truhenorgel. Hartz hatte lange Jahre bei Alfred Führer in Wilhelmshaven gearbeitet und machte sich 1977 in Lohne selbständig, verlegte sich aber hauptsächlich auf den Klavierbau und -handel.

Seine kleine vierregistrige Truhenorgel mit zweifacher Transponiervorrichtung kann den Kapellenraum klanglich sehr gut füllen, mir persönlich ist das Gedackt 8' etwas zu quintig intoniert, aber vor allem die höheren Register haben eine sehr angenehme Strahlkraft. Ein Problem ist die offenbar etwas unterdimensionierte Windanlage, die vollgriffiges Spiel kaum möglich macht.

 

Den Abschluss der Lohner Orgeltour bildete die sehr schöne Eule-Orgel von 2006 in der Herz-Jesu-Kirche Kroge. Das gerade einmal 16 Jahre alte Instrument mit Wechselschleifen im II. Manual und einem Vorabzug hat einen wunderbar weichen, tragfähigen und vielseitigen Klang – es macht eine Freude, darauf zu spielen.

 

Die neue Kollegin in Lohne, Barbara Thalhammer, kann sich glücklich schätzen, über ein solch vortreffliches Instrumentarium zu verfügen. Ergänzt wird das Ensemble innerhalb der Pfarrei noch durch ein kleines Lobback-Positiv von 1989 im St.-Elisabeth-Stift (I/4) sowie die Martin-Cladders-Orgel von 1994 in St. Maria Goretti Brockdorf (II+P/17).

 

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