Spannende Orgelprojekte in Löningen und Neuenkirchen

Heute war wieder ein Tag mit vielseitigem, interessantem „Orgelprogramm“.
Am Vormittag war ich in St. Vitus Löningen bei einem Treffen zusammen mit meinen beiden Kollegen Oliver Strauch (Kirchenmusiker an St. Vitus Löningen) und Thorsten Konigorski (Kirchenmusikreferent beim BMO Vechta). In der dortigen Kirche steht einer der beeindruckendsten barocken Orgelprospekte im Oldenburger Münsterland: Das Gehäuse wurde ursprünglich 1768 von dem Orgelbauer Johann Gottlieb Müller für die Franziskaner-Klosterkirche in Vechta gebaut und kam dann im Zuge der Säkularisation 1814 nach Löningen. In dem Gehäuse steht seit 1970 ein Instrument aus der Orgelbauwerkstatt Alfred Führer in Wilhelmshaven. Das Dispositionskonzept entwickelte damals Günter Berger, der sich bei der Registerauswahl von der süddeutschen Barockorgel inspirieren ließ, u. a. von den Instrumenten in Weingarten und Ottobeuren. Natürlich lässt sich die neobarocke Prägung des Löninger Instruments nicht leugnen, die süddeutschen Elemente und nicht zuletzt die beiden „Klangtrauben“ – zwei Farbkornette mit außergewöhnlichen Aliquotmischungen – geben der Löninger Orgel aber einen ganz besonderen Klangcharakter, der beim Hören durchaus überzeugt und erstaunlich vielseitig ist.
Schon seit einigen Jahren zeichnet sich die Dringlichkeit einer Überarbeitung der Orgel immer mehr ab. Hinzu kommt ein starker Schimmelbefall, den ich bereits in einem Gutachten Ende 2019 dokumentiert hatte. Durch einen erfreulichen finanziellen Anschub kann das Projekt Orgelüberarbeitung nun konkretisiert werden. Bei unserem Treffen diskutierten wir dazu nun die notwendigen Maßnahmen sowie auch Möglichkeiten einer klanglichen Überarbeitung, ggf. Erweiterung – ohne das ursprüngliche Konzept der Orgel zu zerstören, sondern vielmehr vielleicht sogar noch zu schärfen. Man darf weiter gespannt sein, welcher Weg hier eingeschlagen werden kann…

Am 1., 3. und 6. Zungenblatt (unbehandelt) lässt sich an den Berührungsstellen mit dem Leder ein erneuter Belag feststellen (erkennbar an den dreieckigen Abdrücken der Kehlen). Die nano-beschichteten Zungenblätter 2, 4 und 5 sind unversehrt.
Am 1., 3. und 6. Zungenblatt (unbehandelt) lässt sich an den Berührungsstellen mit dem Leder ein erneuter Belag feststellen (erkennbar an den dreieckigen Abdrücken der Kehlen). Die nano-beschichteten Zungenblätter 2, 4 und 5 sind unversehrt.

Am späten Nachmittag traf ich mich dann mit dem Orgelbauer Dirk Eule, Geschäftsführer der Fa. Hermann Eule Orgelbau Bautzen, sowie mit Dr. Wolfgang Skorupa, Materialforscher am Helmhotz-Zentrum Dresden-Rossendorf, an der Orgel in der St.-Bonifatius-Kirche Neuenkirchen, die auch zu „meiner“ Pfarrei St. Viktor Damme gehört. Unsere Orgel in Neuenkirchen war Teil eines Forschungsprojekts zur Bekämpfung von Korrosion an Zungenblättern durch eine Nanobeschichtung („PlatMOS“). Im Juni/Juli 2019 waren einige korrodierte Zungenblätter der Posaune 16' im Pedal ausgebaut, in der Orgelbauwerkstatt in Bautzen gereinigt, anschließend in einem Institut in Greifswald mit einer Plasmabeschichtung versehen und schließlich wieder in Neuenkirchen eingebaut worden. Spannend war nun nach anderthalb Jahren die Frage, inwiefern die Beschichtung tatsächlich eine erneute Korrosion verhindern konnte. Beim Ausbau der Zungenblätter konnten wir feststellen, dass die behandelten Zungenblätter völlig unversehrt geblieben sind, während die unbehandelten Blätter an den Stellen, an denen sie mit dem Leder der Zungenkehlen in Berührung kamen, wieder einen deutlichen Belag aufweisen (vgl. Foto); außerdem ließ sich hier eine geringe Haftung zwischen Leder und Zungenblatt feststellen. Ob und inwiefern dieses Ergebnis auch in der Praxis des Orgelbaus umsetzen lässt, wird sich zeigen.
Bei der Gelegenheit des Besuchs besprachen Herr Eule und ich auch die anstehende Reinigung und Überarbeitung der 1998 von Eule erbauten Orgel in Neuenkirchen, die noch in diesem Jahr geplant ist.

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